Wein - Weine

 

Franken und der Frankenwein

Eines der bekanntesten und gleichzeitig am meisten missverstandenen Weinbaugebiete in Deutschland ist sicherlich Franken. Einerseits ist allein schon der Begriff “Frankenwein” für viele Leute der Inbegriff eines trocken, säuregeprägten Weins in einem der charakteristischen Bocksbeutel, andererseits erfreuen sich Weine aus diesem Gebiet oft in Restaurant keiner allzu großen Beliebtheit bei den Gästen – obwohl in Franken exzellente Weine gekeltert werden.

Wie kann man sich diese seltsamen Zwiespalt erklären?

Die Antwort ist eigentlich relativ einfach. Das gesamte Weinbaugebiet Franken ist geprägt von einem extrem kontinentalen Klima, welches sich durch heiße Sommer und oft klirrend kalte Winter ausdrückt. Dieser Wechsel erfolgt oft von einem Tag auf den anderen, was einerseits natürlich bei einem extrem harschen Wechsel echte Probleme bei der Ernte mit sich bringen kann, andererseits aber vor allem die Vegetationsperiode oft unberechenbar verkürzt. Gerade diese Periode ist aber für das Potential einer Weinbauregion oft maßgeblich – ist die Vegetationsperiode zu kurz, kommen die Winzer in echte Schwierigkeiten.

In Franken hat diese Besonderheit dazu geführt, dass es eigentlich nur recht wenige Lage gibt, auf denen echte Spitzenweine gekeltert werden. Die meisten anderen Winzer haben gar keine andere Wahl, als sehr trocken, oft leider auch noch säurebetonte Weine herzustellen, die leider kaum einen Aufstieg in die internationale Spitzenliga versprechen – und auch nicht versprechen können. Daher stellt der größte Teil der Winzer in Franken keinen Spitzenwein her, weil er gar keine Chance dazu hat, sondern begnügt sich mit bäuerlichem, trockenen Wein, der den Ruf der fränkischen Bocksbeutel geprägt hat.
Diese Prägung geht sogar so weit, dass ausgemachte Weinkenner teilweise bezweifeln, dass es im Bocksbeutel irgendeinen nicht trockenen Wein gibt.

Die Rebsorten, die die meiste Fläche in Franken einnehmen sind Müller-Thurgau und Silvaner, zwei Reben, die sich gut für die Kelterung trockener Weißweine in diesem kontinentalen Klima eignen.

Natürlich ist nicht alles, was in Franken gekeltert wird ein trockener Wein, der unter seiner schlechten Lage leidet. Dafür steht schon allein der doch relativ gute und verträgliche Ruf des Frankenweins, der meist weit besser ist als das, was man üblicherweise unter der Bezeichnung im Supermarkt findet. Vielleicht sind es die Bocksbeutel selbst, die den Menschen als Qualitätsprädikat erscheinen – immerhin ist es ja ein wenig abwegig, dass man um einen schlechten Wein so viel Aufhebens macht und ihn extra in eine eigene Flasche füllt. Außerdem gilt in der Weinszene heute “trocken” oft als ein recht sicheres Anzeichen für einen hochwertigen Wein – auch wenn dieser Schluss an sich absurd ist, da sich ein guter Wein nicht nur an Frucht und Restzucker festmachen lässt. Dennoch scheint diese Verbindung verbreitet zu sein, nicht zuletzt weil viele Gelegenheitsweintrinker trockenen Wein eben nicht so sehr schätzen. Lassen sie sich von diesen Fehlschlüssen allerdings nicht in die Irre führen – nicht jeder Frankenwein ist trocken, und nicht jeder ist sauer. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Varianten im Bocksbeutel.

Praktisch gesehen sollte man auf einer Reise ins Weinbaugebiet Franken auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen, bei den Spitzenwinzern der Region die eine oder andere Flasche zu kaufen. Nicht nur, dass sich die Weine dort durchweg vom sauer-bäuerlichen Image des Frankenweins abheben, sie stellen vor allem auch im internationalen Vergleich oft wirkliche Spitzenweine dar.

Eine Alternative zum Kauf direkt beim Winzer ist natürlich das Internet, das ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten bietet, einen guten Frankenwein zu beziehen, der sich vom oft eintönigen Angebot im Supermarkt angenehm abhebt.

 

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